Akute Nierenschädigung bei ARDS:

Eine akute Nierenschädigung (AKI) ist ein häufiges Krankheitsbild bei kritisch kranken PatientInnen, mit erhöhter Morbidität und Mortalität (Hoste EAJ; Nat Rev Nephrol 2018; 14:607). Das gilt auch für PatientInnen mit einem akuten Atemnotsyndrom (ARDS), dessen Inzidenz zwar deutlich geringer ist als die der AKI, jedoch abhängig von endemischen oder pandemischen Geschehen schwankt und so z. B. während der COVID-19 Pandemie besonders hohe Zahlen erreichte. ARDS ist ein unabhängiger Risikofaktor für eine AKI, wie bereits 2014 in einer Beobachtungsstudie an 8.029 PatientInnen gezeigt werden konnte (Darmon M; CJASN 2014; 9:1347).

Pathophysiologisch gibt es verschiedene Mechanismen, die einen Zusammenhang zwischen der Lungen- mit der Nierenschädigung nahelegen (Joannidis M; Intensive Care Med 2020; 46:654). Dazu zählen zum einen die Inflammation der Lunge, die als großes Organ eine starke immunologische Antwort auslöst. Außerdem kommt es zu einer neurohumoralen Dysregulation unter Aktivierung verschiedener Systeme, wie z. B. des Sympathikus, des antidiuretischen Hormons und des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems, was insgesamt zu einer Vasokonstriktion und zur Wasserretention führt. Dies kann bei beiden Organsystemen letztlich zu einer schädlichen Kongestion führen. Weiters sind eine veränderte Hämodynamik sowie die Hypoxämie zu nennen, die sich direkt negativ auf die Nierenfunktion auswirken können.

Hinzu kommt als häufigste intensivmedizinische Maßnahmen bei ARDS die mechanische Beatmung, bei der die oben genannten Faktoren (Inflammation, neurohumoral, Hämodynamik) eine wichtige Rolle spielen. Mitunter ergibt sich die Notwendigkeit von hohen Beatmungsdrücken, was zu stark veränderten intrathorakalen und abdominellen Druckverhältnissen führen kann.