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Schwere, ambulant erworbene Pneumonie

Ein klarer Fall für Kortikosteroide?


Adjunct prednisone therapy for patients with community-acquired pneumonia: A multicentre, double-blind, randomised, placebo-controlled trial.

Blum CA, Nigro N, Briel M, Schuetz P, Ullmer E, Suter-Widmer I, Winzeler B, et al.                                                   Lancet 2015; 385:1511-8


Die Idee, eine systemische Entzündungsreaktion bei schwerer Pneumonie mit Kortikosteroiden abzumildern, datiert zurück bis in die fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Positive klinische Effekte wurden bei Pneumokokken-Pneumonien beobachtet, wenn diese mit Penicillin und Hydrocortison in der damals üblichen Stressdosierung behandelt wurden. Allerdings enttäuschte dieses Therapiekonzept in einer der ersten multizentrischen Doppelblindstudie, wo die Gabe von Hydrocortison (300 mg/die) zusätzlich zur antimikrobiellen Therapie bei schweren Infektionen keinen Vorteil brachte (Coopera­tive Study Group; JAMA 1963; 183:462).

Erst in den neunziger Jahren wurde das Prinzip einer niedrig-dosierten, pro­longierten Kortikoid-Therapie wieder aufgegriffen und bei verschiedenen Kol­lektiven kritisch Kranker mit septischem Schock, akutem Lungenversagen (ARDS), Polytrauma, Brandverletzten, Leberzirrhose etc. neu untersucht. In diesem Zusammenhang wurde auch erstmals postuliert, dass kritisch Kranke eine Kortikosteroidinsuffizienz (CIRCI) entwickeln können (Marik PE; Critical Care Medicine 2008; 36:1937).

Eines der wirklich interessanten Zielkollektive für eine Kortikosteroidtherapie sind kritisch Kranke mit einer schweren, ambulant erworbenen Pneumonie (Community-acquired pneumonia, CAP). Diese schweren Verlaufsformen der CAP haben eine 30-Tage-Sterblichkeit von 10 bis 12% und stehen an 10. Stelle aller Todesursachen in West-Europa (GBD 2013, Mortality and Causes of Death Collaborators; Lancet 2015; 385:117).

Die Diskussion über den therapeutischen Nutzen von Kortikosteroiden bei diesen Patienten wurde bislang kontrovers geführt. Zwar lag eine Reihe kleinerer und mittelgroßer Studien vor, die auf einen Vorteil durch Gabe von Kortikoiden hindeuteten, es fehlte aber bislang die große kontrollierte Studie zu diesem Therapiekonzept (Nie W; PLoS ONE 2012; 7:e47926).

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Tags: intensiv-news pneumologie pneumonie kortikosteroide 

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