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Angehörigenbetreuung


Für mein krankes Familienmitglied da sein wollen: Ein unterschätztes Bedürfnis von Angehörigen auf der Intensivstation

Wenn ein Mensch schwer krank auf der Intensivstation liegt, sind Angehörige zugegen. Angehörige gehören deshalb zum Normalbild einer Intensivstation, sie sind immer da. Sie in den Blick und als wichtige Gruppe von Personen auf der Intensivstation wahrzunehmen, hat neben einer rein menschlichen Perspektive auch andere wichtige Gründe: Für die Kranken nehmen Angehörige eine unverzichtbare Rolle ein. Sie repräsentieren das Normale, das Bekannte, das Menschliche und sind den kranken Angehörigen häufig eine Rettungsleine in die Realität (Engstroem & Soederberg, 2007; Metzing, 2004). Und immer häufiger wird in Studien nachgewiesen, dass die Anwesenheit von Angehörigen auf der Intensivstation im gesundheitlichen Sinne positive Auswirkungen auf die Patienten und Patientinnen hat (Black, Boore, & Parahoo, 2011; Fumagalli, et al., 2006).

Krankheit verändert die Bedürfnisse von kranken Menschen, was wiederum zu veränderten Bedürfnissen der Familie führt. Und Angehörige haben viele Bedürfnisse, zum Beispiel beim kranken Familienmitglied zu sein, regelmäßige und genaue Informationen zu erhalten, jemanden zum Reden zu haben usw. Diese Bedürfnisse erfüllt zu bekommen ist für sie von zentraler Bedeutung, um die Zeit auf der Intensivstation gut zu überstehen. In vier Wiener Spitälern wurden Angehörige von Intensivpatienten und -patientinnen mittels gängigen und adaptierten Fragebögen befragt, welche Bedürfnisse im Rahmen des stationären Aufenthalts auf der Intensivstation für sie wichtig waren und in welchem Ausmaß diese Bedürfnisse, vor allem unter dem Gesichtspunkt der Pflege, befriedigt wurden (Nagl-Cupal, Hager, Mitterer, Mayer, & Köck, 2012).

Die Ergebnisse zeigen, dass die meisten Bedürfnisse sich nicht auf die Angehörigen selber, sondern auf ihr krankes Familienmitglied beziehen. So wundert es nicht, dass ein respektvoller Umgang mit dem kranken Familienmitglied, die bestmögliche Pflege oder einfach „den Angehörigen in guten Händen wissen“ viel wichtiger sind als beispielsweise jemanden zu haben, der auf das Wohlbefinden der Angehörigen achtet oder basale Bedürfnisse nach Essen oder Trinken befriedigt zu bekommen.

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Tags: intensiv-news pflege angehörigenbetreuung 

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