INTENSIV-News
(aus: Wiener klinische Wochenschrift 1999; 111:1-4) Teilen Sie uns Ihre
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ÖGIAIM
Postfach 53
1097-WIEN
Traditionellerweise
wird Albumin in der Klinik viel häufiger eingesetzt, als dies nach den
gesicherten Indikationen für seine Verwendung gerechtfertigt wäre. Ein
großes Universitätsspital, wie das Allgemeine Krankenhaus in Wien, hat
einen jährlichen Albuminverbrauch von etwa 10 Mill. öS (ca 0.7 Mill.
Euro). Daher haben verschiedenste Krankenhäuser Richtlinien für den
Einsatz von Albumin erlassen. Die unkritische Verordnung von Albumin
wird auch daraus ersichtlich, daß der Albuminverbrauch nach
Implementierung derartiger Richtlinien - allerdings oft nur
vorübergehend - um bis zu 50% zurückgegangen ist.
Bislang wurde
angenommen, daß Ärzte, die Albumin in nicht-gesicherten Indikationen
einsetzen, zwar ein teueres, aber "natürlicheres" Produkt verwenden,
sicherlich keinen therapeutischen Fehler begehen und dem Patienten
jedenfalls nicht schaden. Diese weltweit beobachtete "schlampige"
Verwendung von Albumin muß nach dem derzeitigen Stand medizinischen
Wissens strikt abgelehnt werden. Ein Arzt, der in einer
nicht-gesicherten Indikation - und es gibt kaum mehr gesicherte -
Albumin verwendet, verschwendet nicht nur Gesundheitsressourcen, sondern
er macht einen therapeutischen Fehler, er gefährdet den Patienten und
verschlechtert seine Prognose. Da er anerkanntem medizinischem Wissen
zuwider handelt, kann er auch haftbar gemacht werden.
Dies
betrifft vor allem den häufigsten Verwendungsbereich für Albumin, den
Volumen- bzw. "Eiweißersatz" bei Intensivpatienten mit Schockgeschehen,
Verbrennungen und zwar sowohl im Kindes- als auch Erwachsenenalter. Eine
von der Cochrane-Injury-Group initiierte Meta-Analyse über alle bislang
verfügbaren kontrollierten Untersuchungen über den Einsatz von Albumin
bei Intensivpatienten hat ergeben, daß eine Therapie mit Albumin die
Prognose der Patienten verschlechtert, die Mortalität von ca. 10% in der
Kontrollgruppe auf etwa 16% erhöht und damit zu zusätzlichen 6
Todesfällen pro 100 behandelten Patienten führt. Dieser negative Effekt
einer Albumin-Therapie war in den untersuchten Studien konstant über die
Jahre seit Einführung von Albumin in die Klinik (Abbildung 1) und für
alle untersuchten Indikationsgebiete (Abbildung 2) nachweisbar.
Diese
Meta-Analyse kann sicherlich, was die Vergleichbarkeit der
Patientengruppen, der Endpunkte der analysierten Studien etc. betrifft,
kritisiert werden. Tatsache bleibt, daß ihre Aussage weder neu noch
unerwartet ist, da schon seit mehreren Jahren immer wieder Übersichten
erschienen sind, die die Verwendung von Albumin kritisch beleuchtet
haben.
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