INTENSIV-News
Strategies for coping with complicated grief in relatives of patients who are critically ill: An observational single-center cohort study.
Guntern LB, Erne K, Achermann A, Müller M, Jeitziner MM, Zante B.
Chest 2025;167:466
Der Verlust eines geliebten Menschen gehört zu den größten Belastungen
im Leben. Während die meisten Betroffenen eine Phase intensiver akuter
Trauer durchleben, die mit der Zeit abnimmt, entwickeln etwa 5% bis 10%
(Boelen PA; BMJ 2017; 357:j2016) eine komplizierte, jetzt auch als
„anhaltend“ bezeichnete Trauerstörung (Prolonged Grief Disorder, PGD;
komplizierte Trauer, KT) (Szuhany KL; Focus [Am Psychiatr Publ] 2021;
19:161). Die Prävalenz einer KT ist bei Familienangehörigen von
Verstorbenen auf Intensivstationen mit 46% bis 52% deutlich höher
(Anderson WG; J Gen Intern Med 2008; 23:1871, Kentish-Barnes N; Eur
Respir J 2015; 45:1341). KT ist durch einen verlängerten Trauerprozess
gekennzeichnet, der länger als sechs Monate andauern kann. Zu den
Symptomen gehören eine intensive und anhaltende Sehnsucht,
gekennzeichnet durch ein starkes Verlangen nach dem Verstorbenen,
begleitet von quälenden Gedanken und Erinnerungen. Der Tod wird nicht
akzeptiert, es besteht eine Unfähigkeit, die Realität des Verlusts
anzuerkennen und sich damit abzufinden. Gefühle der Bitterkeit oder Wut
über den Tod oder die Umstände, die dazu geführt haben bestimmen die
Gedankenwelt, es besteht ein Gefühl der Isolation von der Welt oder
anderen Menschen. Orte, Personen oder Dinge werden gemieden, die an den
Verstorbenen erinnern.
Häufig werden die Betroffenen durch
Selbstvorwürfe und Schuldgefühle belastet, sie haben das Gefühl, für den
Tod verantwortlich zu sein oder etwas falsch gemacht zu haben. Das
Leben erscheint leer und bedeutungslos und ein normales Leben
weiterzuführen ist nahezu unmöglich: Alltägliche Aktivitäten, Interessen
werden nicht mehr verfolgt und Beziehungen vernachlässigt, erhöhter
Alkohol- und/oder Tabakkonsum mündet in ein selbstdestruktives Verhalten
(Shear MK; N Engl J Med 2015; 372:153, Shear MK; Depress Anxiety 2011;
28:103).
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