INTENSIV-News
Clinical vs. autopsy diagnostic discrepancies in the intensive care unit: A systematic review and meta-analysis of autopsy series.
Marcoen B, Blot KH, Vogelaers D, Blot S.
Intensive Care Med 2024; 50:1971-1982
Unbestritten ist, dass die Obduktion einen großen Beitrag zur Diagnostik
und damit zur Qualitätskontrolle der medizinischen Maßnahmen leisten
kann. Dennoch ist in den vergangenen Jahrzehnten in Europa und den USA
ein stetiger Rückgang der Obduktionszahlen und -quoten zu verzeichnen
(Wong A; J Intensive Care Soc 2015; 16:278). Dieser rückläufige Trend
ist alarmierend, denn er verschlechtert die Qualität der klinischen
Diagnose, aber auch die Glaubwürdigkeit epidemiologischer Daten (Hudák
L; Stroke Vasc Neurol 2022; 7:215), nicht nur hinsichtlich der
Todesursachenstatistik.
Durch die Feststellung der Todesursache
werden bei Obduktionen häufig entscheidende Befunde und teilweise Fehler
in Diagnostik und Therapie aufgedeckt. Mit einer Sensitivität von 94%
zur Bestimmung der Todesursache hat die Obduktion gezeigt, dass sie
keineswegs überholt ist (Herridge MS; Crit Care 2003; 7:407). Eine
besondere Rolle kommt der gerichtlichen Obduktion durch die
Rechtsmedizin zu: Nur hierüber sind mögliche strafrechtliche
Schuldfragen (aber gerade auch die Entlastung von unberechtigten
Vorwurfslagen seitens kritischer und trauernder Angehörigen) adäquat zu
klären.
Beispielhaft kann der Fall von Elisabeth von Österreich
(„Sissi“) genannt werden. Sie wurde am 10.09.1898 an der Seepromenade
Quai du Mont Blanc in Genf vom italienischen Anarchisten Luigi Lucheni
mit einer spitz zugeschliffenen Feile angegriffen und verstarb kurze
Zeit später. Die Obduktion zeigte ein Eindringen des Tatwerkzeugs in
die Brusthöhle in Höhe der 4. Rippe. Todesursächlich war eine
Perforation des linken Ventrikels mit Herzbeuteltamponade.
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