Hydrocortison bei schwerer ambulant erworbener Pneumonie

Eine ambulant erworbene Pneumonie (community-aquired pneumonia [CAP]) ist die häufigste zu einer Hospitalisierung führende Infektionserkrankung (Ewig S; Pneumologie 2021; 75:665), die immer wieder eine Intensivbehandlung im Behandlungsverlauf erforderlich macht und komplizierend zu einem septischen Schock und/oder akuten Atemnotsyndrom (ARDS) führen kann (Mayr FB; Virulence 2014; 5:4, Meduri GU; Intensive Care Med 2022; 48:1009).

In Ländern mit hohem Bruttosozialprodukt liegt die monatliche Sterblichkeitsrate bei Patienten, die mit einer CAP ins Krankenhaus eingeliefert werden, bei ca. 10-12% (Ewig S; Thorax 2009; 64:1062, Musher DM; N Engl J Med 2014; 371:1619). Trotz wirksamer Antibiotikatherapie sterben etwa 12-36% der Patienten, die mit schwerer CAP auf die Intensivstation (ITS) eingeliefert werden, innerhalb kurzer Zeit (Fine MJ; JAMA 1996; 275:134).

Die meisten Todesfälle in Krankenhäusern treten nach der medikamentösen Eradikation von Bakterien aus Trachealsekreten und dem Blutkreislauf auf, was darauf hindeutet, dass eine adäquate Antibiotikatherapie alleine möglicherweise nicht ausreicht, um die Prognose weiter zu verbessern (Meduri GU; Intensive Care Med 2022; 48:1009).

Diese und andere Beobachtungen lassen vermuten, dass nicht eine aktive Infektion, sondern anhaltende Entzündungsprozesse für die unverändert hohe Sterblichkeit bei Pneumonien verantwortlich sind. In diesem Zusammenhang könnte eine frühzeitige Behandlung der ambulant erworbenen Pneumonien mit einem immunmodulatorischen Präparat, welches die (überschießende) Immunreaktion abschwächt, die Prognose erheblich verbessern (Corrales-Medina VF; J Infect 2011; 63:187).