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(Kein) Sauerstoff bei Patienten mit Verdacht auf Myokardinfarkt


Oxygen therapy in suspected acute myocardial infarction.     

Hofmann R, James SK, Jernberg T, Lindahl B, Erlinge D, Witt N, Arefalk G,                                                N Engl J Med 2017; 377:1240-1249
Frick M, Alfredsson J, et al.


Sauerstoff wurde von dem schwedisch-deutschen Apotheker Carl Wilhelm Scheele (1742-1786) und dem englischen Chemiker Joseph Priestley (1733-1804) in den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts unabhängig voneinander entdeckt. Im 18. Jahrhundert war Sauerstoff als medikamentöse Therapie kaum bekannt und eher mit Mystik und Scharlatanerie verbunden.

Berichte von Sauerstoffbehandlungen bei Menschen beschreiben eine belebende und euphorisierende Wirkung. Bis ins 19. Jahrhundert musste der Sauerstoff von den Anwendern selbst hergestellt werden, zumal eine längerfristige Speicherung nicht möglich war. Die Speicherung von Sauerstoff in Gaszylindern, initial aus Kupfer und später aus Stahl, war erst 1868 nach Entwicklung der Druckgastechnik möglich.

Es dauerte bis ins zweite Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts, bis der Durchbruch bei der klinisch-therapeutischen Anwendung erzielt werden konnte. Vor allem durch die Entwicklung der Druckgas-Ventiltechnologie durch Heinrich Dräger (1847-1917) und Sohn, Dr. Bernhard Dräger (1870-1928), wurden die grundlegenden Voraussetzungen geschaffen, verlässlich dosierbare Mengen an Inhalationsgasen zu applizieren (Koehler N; Pneumologie 2011; 65:736). In der Folge wurde Sauerstoff mit breiter Indikation eingesetzt und ist heute wahrscheinlich das am häufigsten verordnete Medikament in der Medizin (Grensemann J; Intensiv-News 5/2016).

In vielen Publikationen zum Einsatz von inhaliertem Sauerstoff bei Patienten mit instabiler Angina pectoris wird immer auf eine Arbeit von C. Steele im British Medical Journal verwiesen (Severe angina pectoris relieved by oxygen inhalations. BMJ 1900; 2:1568). Bei der Suche nach dieser Publikation wird man aber weder im British Medical Journal noch in PubMed oder anderen Datenbanken fündig.

In dieser Arbeit wurde offensichtlich erstmalig inhalierbarer Sauerstoff zur Verbesserung von pektanginösen Schmerzen bei Patienten mit einer ischämischen Herzkrankheit eingesetzt. Die Ratio­nale für den Einsatz des Sauerstoffs in diesem Patientenkollektiv ist pathophysiologisch in einer Anoxie des Myokards als Folge einer koronaren Obstruktion zu sehen und wurde so 1928 erstmalig beschrieben (Keefer CS; Arch Intern Med 1928; 41:769). In der Folge berichteten viele Autoren über einen Benefit einer Sauerstoffgabe bei Patienten mit einer myokardialen Ischämie (Boland EW; JAMA 1940; 114:1512, Horvat M; Circulation 1972; 45:837, Madias JE; Circulation 1976; 53:411).

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Tags: intensiv-news kardiologie sauerstoff myokardinfarkt 

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