INTENSIV-News
Bis zu 90% der Intensivpatienten entwickeln im Rahmen der kritischen
Erkrankung durch stressbedingte Veränderungen des Stoffwechsels erhöhte
Blutzuckerspiegel. Diese Hyperglykämie wurde ursprünglich als
physiologische und notwendige Adaptierung des Organismus an die
kritische Erkrankung gesehen und wurde daher wenig beachtet. Dies
änderte sich jedoch rasch, als vor über einem Jahrzehnt Greet van den
Berghe erstmals zeigen konnte, dass eine restriktive Glukoseeinstellung
mit einem sehr niedrigen Zielbereich von 80-110 mg/dL die Mortalität bei
post-operativen bzw. die Morbidität bei internistischen
Intensivpatienten signifikant senken konnte (Van den Berghe G; NEJM
2001; 345:1359 & 2006; 354:449).
Die Rationale dieser Studie
war die Vermeidung toxischer Effekte der Hyperglykämie. Der
Hyperglykämie wird unter anderem eine Erhöhung des oxidativen Stresses
basierend auf einer verstärkten mitochondrialen Superoxidproduktion
zugeschrieben. Dies kann zur Schädigung zahlreicher zell-basierter
Prozesse und konsekutiv zu Organdysfunktionen führen. Die
Beeinträchtigung der Immunabwehr wird auf eine Funktionsstörung
neutrophiler Granulozyten in Kombination mit erniedrigter
Antikörperproduktion und abgeschwächter intrazellulärer
Bakterienvernichtung zurückgeführt.
Hohe Blutzuckerwerte wurden
außerdem mit einer Aktivierung der Gerinnung und inflammatorischer
Signalkaskaden am Endothel in Verbindung gebracht, welche zu einer
Mikrozirkulationsstörung führen können (Langouche L; Nat Clin Pract
Endocrinol Metab 2007; 270). Das ursprünglich vernachlässigte Thema der
Blutzuckereinstellung auf der Intensivstation (ICU) rückte plötzlich in
den Mittelpunkt der Forschung und der klinischen Routine.
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Tags: intensiv-news diabetologie insulin
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