INTENSIV-News
Am 25. Oktober 2011 erschien auf den internationalen Börsen-Tickern die
offizielle Nachricht, dass die Firma Eli Lilly and Company das Produkt
Xigris® (Drotrecogin alfa [activated]) mit sofortiger Wirkung vom Markt
genommen hat. Hintergrund war die Entblindung der Daten der jüngst
abgeschlossenen PROWESS-SHOCK-Studie (http://clinicaltrials.gov,
Identifier: NCT00604214), einer weltweit durchgeführten
multizentrischen, randomisierten, doppelblinden Placebostudie zu
Wirksamkeit und Risiken der Gabe von Xigris® bei Patienten mit septischem
Schock auf Intensivstationen. Statistisch gab es weder einen
Unterschied bei der 28-Tage-Sterblichkeit noch bei dem gefürchteten
Risiko einer vermehrten Blutungsneigung.
Dies war ein Paukenschlag für alle Beteiligten, da man nach der
Interims-Analyse zumindest einen deutlichen Trend für eine
Sterblichkeitssenkung erwartete. Erst im Mai 2010 hatte das Steering
Committee nach 753 analysierten Patienten (also etwa der Hälfte der
ursprünglich geplanten Zahl) entschieden, die initial auf 1500
festgesetzte Patientenzahl um knapp 200 zu erhöhen, da die damals noch
geblindete Gesamt-Mortalitätsrate nicht – wie erwartet – über 31%,
sondern bei nur etwa 29% lag. Dennoch gab es zu diesem Zeitpunkt
offensichtlich keinen Anhalt dafür, die Studie wegen „expected
futility“, also einem zu erwartenden Verfehlen des Studienzieles,
abzubrechen.
Nach der vor 10 Jahren erschienenen PROWESS-Studie, die bei Patienten
mit schwerer Sepsis eine signifikante Verbesserung auch der
langfristigen Lebenserwartung gezeigt hatte, gab es in den folgenden
Jahren eine beispiellose Diskussion, die uns Intensivmediziner zum Teil
gespalten hat. Vielen Kolleginnen und Kollegen entsprang ein
begeistertes „Na endlich!“, gab es nun doch zum ersten Mal in der
Geschichte der Intensivmedizin ein evidenzbasiertes, spezifisches
Medikament gegen die gefährlichste und gefürchtetste aller infektiösen
Komplikationen, also die schwere Sepsis bzw. den septischen Schock, die
zu diesem Zeitpunkt, aber auch heute noch als „Killer Nr. 1“ bei
erwachsenen Patienten für grob geschätzt die Hälfte aller Todesfälle auf
Intensivstationen verantwortlich zeichnet.
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Tags: intensiv-news sepsis therapie
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