Sollen wir in Zukunft Patienten mit fortgeschrittener Lebererkrankung auch ohne Hinweis auf eine Pfortaderthrombose antikoagulieren?

Bei Patienten mit fortgeschrittener Lebererkrankung werden Gerinnungsstörungen gefunden. Die Veränderungen globaler Gerinnungstests wie die Prothrombinzeit werden für die Schwere der Lebererkrankung herangezogen.

Der Zusammenhang zwischen Lebererkrankung und Gerinnungsstörung ist vor allem bei fortgeschrittener Lebererkrankung von komplexer Natur. Einerseits kommt es durch die erkrankte Leber zu einer Verminderung prokoagulatorischer Gerinnungsfaktoren und damit erhöhten Blutungsneigung, andererseits werden jedoch auch verminderte Konzentrationen an Gerinnungsinhibitoren wie Protein C, Protein S und Antithrombin III gefunden. Zusätzlich können Verbrauchsreaktionen vor allem im Rahmen von Infekten zu weiteren Verminderungen von pro- als auch antikoagulatorischen Faktoren führen. Die Pfortaderthrombose ist eine Folge dieser komplexen Gerinnungsstörungen, wobei eine Stase im Pfortaderstromgebiet und lokale Infekte (spontan bak­terielle Peritonitis, Pankreatitis) eine zu­sätzliche Rolle spielen.