PCT: Nicht nur Indikator, sondern auch Mediator der Inflammation?

Procalcitonin ist ein nahezu jedem Kliniker vertrauter Inflammationsparameter. Während die Procalcitoninkonzen­trationen im Blut in Gesunden meist unterhalb der Nachweisgrenze liegen, so können sie, z. B. im Rahmen einer bakteriellen Sepsis, binnen weniger Stunden nach Erkrankungsbeginn um das 10.000- bis 100.000-fache in den Nanogrammbereich ansteigen. Auch wenn die Bedeutung des Procalcitonins als diagnostischer Biomarker im Rahmen einer Sepsis in den Leitlinien in den letzten Jahren – in erster Linie aus Gründen der mangelnden Spezifität – zurückgegangen ist, so wird eine erhöhte Procalcitoninkonzentration im Blut als Indikator der Notwendigkeit einer antibakteriellen Therapie bzw. deren Beendigung eingesetzt und empfohlen.

Procalcitonin wurde vor über 40 Jahren erstmals beschrieben, jedoch wurde bislang, trotz seines Bekanntheitsgrades in der klinischen Routine und der beeindruckenden Kinetik der Konzentrationen im Blut im Rahmen der bakteriellen Sepsis, kaum eine funktionelle Bedeutung dieses Proteins beschrieben. Dabei wurde die mögliche direkte Beteiligung des 116 Aminosäuren messenden Proteins an der Pathophysiologie der bakteriellen Sepsis bereits vor nahezu 20 Jahren angedeutet. Damals berichteten mehrere Autoren von der günstigen Wirkung einer Antagonisierung des Procalcitonins in septischen Nagetieren; die Tiere zeigten deutlich verbessertes Überleben (Tavares E; Am J ­Pathol 2014; 184:3069).