INTENSIV-News
TICACOS international: A multi-center, randomized, prospective controlled study comparing tight calorie control versus Liberal calorie administration study.
Singer P, De Waele E, Sanchez C, Ruiz Santana S, Montejo JC, Laterre PF, Soroksky A, et al.
Clin Nutr 2020; S0261-5614(20)30259-4
Zur Steuerung der Ernährungstherapie bei kritisch-kranken Patienten wird
in den aktuellen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für
Ernährungsmedizin (DGEM) (Elke G; AINS 2019; 54:63) und der European
Society for Parenteral and Enteral Nutrition (ESPEN) (Singer P; Clin
Nutr 2019; 38:48) gefordert, eine indirekte Kalorimetrie (IK) zur
Messung des Energieumsatzes der Patienten vorzunehmen. Dies wird auch in
einem gesonderten Statement einer ESPEN-Expertenkommission („of
paramount importance“) unterstrichen (Oshima T; Clin Nutr 2017; 36:651).
Das
zentrale Argument besteht darin, dass die klinische Ernährung eine
medikamentöse Maßnahme darstellt, die nach dem tatsächlichen Bedarf
eines individuellen Patienten dosiert werden muss („personalisierte
Ernährung“). Eine nach IK-Messung orientierte Ernährungstherapie soll
die Komplikationsrate im Krankheitsverlauf senken und die Überlebensrate
von Intensivpatienten verbessern.
Diese Forderung steht im
krassen Gegensatz zur klinischen Praxis. Bei weniger als einem Promille
der Patienten wird heute weltweit eine indirekte Kalorimetrie
vorgenommen. Machen wir uns eines Kunstfehlers schuldig, wenn wir uns
nicht ein Gerät zur Messung anschaffen und diese nicht routinemäßig bei
allen unseren Patienten durchführen? Aus Anlass der neuen
TICACOS-international Studie, möchte ich darlegen, warum wir nicht
zwingend eine IK zur Steuerung der Ernährungstherapie bei
Intensivpatienten benötigen. Meine Skepsis betrifft nicht nur die mit
vielfältigen Problemen verbundene Messung des Energieumsatzes selbst,
sondern auch die Folgerungen, die aus den Ergebnissen einer derartigen
Messung zu ziehen sind.
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Tags: intensiv-news kalorimetrie nutrition ernährungstherapie ticaco-studien isokalorisch
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