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Die endotheliale Glykokalyx

Ein neues Target der Flüssigkeitstherapie


Strategien zur perioperativen Infusionstherapie wurden Jahrzehnte lang von Lehrbüchern bestimmt, deren Empfehlungen jedoch meist nicht auf wissenschaftlichen Daten basierten. Große Mengen isotoner Kochsalzlösung galten als Standard zur Prophylaxe von Vorlastdefizit und Nierenversagen, Kolloide und auch Vasopressoren wurden so weit als möglich vermieden. Das hierunter konstant zu beobachtende interstitielle Ödem akzeptierte man als unvermeidbare Nebenwirkung suffizienter Kreislauftherapie, ein Problembewusstsein bezüglich dieser Volumenüberladung war nicht vorhanden.

In den letzten Jahren mehrten sich Hinweise darauf, dass die konkrete Infusionsstrategie einen Einfluss auf das Patientenoutcome haben könnte (Chappell D Anesthesiology 2008; 109:723). Bei großen abdominalchirurgischen Eingriffen beispielsweise konnte durch ein bedarfsadaptiertes perioperatives Regime, also die möglichst exakte Substitution tatsächlicher Verluste durch Blutung, Urinproduktion und Perspiratio insensibilis, die Inzidenz potenziell lebensbedrohlicher Komplikationen im Vergleich zu liberaleren Strategien deutlich reduziert werden. Auch der perioperative Zuwachs an Körpermasse, bei Standardtherapie oft größer als 5 kg, fiel deutlich geringer aus. Dieses bedeutende klinische Korrelat der interstitiellen Ödementwicklung ist bei Intensivpatienten mit der Mortalität assoziiert (Lowell JA Crit Care Med 1990; 18:728). So führte eine restriktive Flüssigkeitszufuhr bei Intensivpatienten im akuten Lungenversagen zur Verkürzung der Beatmungs- und Intensivverweildauer und Verbesserung von Lungenscores, ohne dabei das Risiko des Versagens anderer Organe zu erhöhen (Wiedemann HP; N Engl J Med; 2006; 354: 2564).

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Tags: intensiv-news volumen endothelial glykokalyx therapie 

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