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Das endgültige Aus für „nicht-renale“ Indikationen der Hämofiltration?


Impact of continuous venovenous hemofiltration on organ failure during the early phase of severe sepsis: A randomized controlled trial.

Payen D, Mateo J, Cavaillon JM, et al.                                                                                                                Crit Care Med 2009; 37:803-10

Department of Anesthesiology and Critical Care Medicine, Lariboisière Hospital, University Paris, Paris, France


Schon kurz nach der Einführung der kontinuierlichen Nierenersatzverfahren (CRRT) wurde postuliert, dass mit dieser Therapiemodalität nicht nur ein Nierenersatz im konventionellen Sinne erfolgt, sondern damit auch in der Pathophysiologie verschiedener intensivmedizinischer Zustandsbilder bedeutsame Substanzen, Cytokine oder Mediatoren aus der Zirkulation entfernt werden könnten. Als erster hatte Coraim et al. schon 1983 bei herzchirurgischen Patienten postuliert, dass durch eine kontinuierliche Hämofiltration ein „myocardial depressant factor“ eliminiert und die Pumpfunktion des Herzens nach einer Herzoperation beschleunigt wiederhergestellt werde kann (Coraim F; Anaesthesist 1985; 34:236). Seither wurden kontinuierliche Nierenersatzverfahren (meist als venovenöse Hämofiltration; CVVH) in zahlreichen unkontrollierten Fallserien in „nicht-renaler“ Indikation bei verschiedensten Erkrankungen, wie der Sepsis, dem MODS, dem ARDS oder der Pankreatitis eingesetzt.

Das breite Interesse, das die Hämofiltration als vom Nierenersatz unabhängige therapeutische Modalität bei diesen intensivmedizinischen Zustandsbildern gefunden hat, beruht einerseits auf der schlechten Prognose/den beschränkten therapeutischen Möglichkeiten bei diesen Erkrankungen, aber auch in der intuitiven Plausibilität des Therapiekonzeptes. Es finden sich Erkrankungen, deren Schweregrad und Prognose von der Höhe der im Blut zirkulierenden Cytokine determiniert wird, die sich (zumindest potentiell) extrakorporal eliminieren lassen. Ein derartiges Therapieverfahren sollte doch effektiv sein. Plausibilität hat jedoch wenig mit tatsächlicher Effektivität zu tun und bis auf eine einzige Studie bei der Reanimation gibt es keine prospektive, randomisierte Untersuchung, die für irgendeine nicht-renale Indikation die Wirksamkeit einer CVVH, auch nicht in einer „high-volume“-Therapie-variante nachgewiesen hätte (Lauernt I; J Am Coll Cardiol 2005; 46:432).

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Tags: intensiv-news hämofiltration nicht-renal 

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