INTENSIV-News
Protein requirements in the critically ill:A randomized controlled trial using parenteral nutrition.
Ferrie S, Allman-Farinelli M, Daley M, Smith K JPEN J Parenter Enteral Nutr 2015 [Epub ahead of print]
Wieviel Protein braucht der Intensivpatient? Diese so naheliegende und
wichtige Frage hat jahrzehntelang wenig Beachtung gefunden. Alle
relevanten internationalen Gesellschaften hatten eine Zufuhr von etwa
1.5 g/kg/Tag empfohlen. Die Datenbasis, auf die sich diese Empfehlung
gestützt hatte, war aber mehr als mager.
Das bei
Intensivpatienten anzustrebende Ernährungsziel wurde bis vor wenigen
Jahren ausschließlich über die Energiezufuhr bestimmt. Verschiedene
große randomisiert-kontrollierte Studien (RCTs) der letzten Zeit haben
jedoch eine „normokalorische“ Energiezufuhr in der Akut- bzw.
Stabilisierungsphase einer Akuterkrankung in Frage gestellt und eher
eine (milde) hypokalorische Ernährung nahegelegt (siehe auch G. Elke,
Nutrition-News 2015, Heft 4).
Diese Reduktion der Empfehlungen
für die Energiezufuhr war – als „Kollateralschaden“ – bei Verwendung von
Diäten und parenteralen Nährlösungen mit herkömmlichem
Protein/Energieverhältnis mit einer Reduktion der Proteinzufuhr
verbunden. In fast allen Studien war, auch wenn zusätzlich ein
Protein-Supplement verwendet wurde, eine nur inadäquate Proteinzufuhr
von meist < 0.8 g/kg/Tag erzielt worden.
In den letzten Jahren
sind verschiedene (meist als prospektiv verkaufte), fast immer
retrospektive Kohortenanalysen erschienen, die nahegelegt haben, dass
bei Intensivpatienten die Höhe der Proteinzufuhr möglicherweise
wesentlich wichtiger ist und mit einem besseren Überleben assoziiert ist
als die Höhe der Energiezufuhr.
So haben Arbeiten aus
Kopenhagen (Allingstrup MJ; Clin Nutr 2012; 31:462) und vor allem aus
Amsterdam (Strack Van Schijndel RJM; Crit Care 2009; 13:R32; Weijs PJM,
JPEN 2012; 36:60, Weijs PJM; Crit Care 2014; 14:701) und zuletzt aus den
USA/Kanada (Nicolo M; JPEN 2016;40:45; Mehta NM; Am J Clin Nut 2015;
102:199) eine klare Assoziation einer höheren Proteinzufuhr mit einer
besseren Prognose beschrieben.
In einigen dieser Arbeiten war
die Höhe der Energiezufuhr nicht mit einem positiven Outcome verbunden
bzw. hat eine normokalorische Zufuhr dieses sogar verschlechtert (z. B.
Weijs PJM, Crit Care 2014; 14:701).
Wir wollen Fachärzte und Pfleger topaktuell und wissenschaftlich fundiert über Studien, fachspezifische Entwicklungen und deren praktische Umsetzung informieren, um sie in ihrer Arbeit und Fortbildung zu unterstützen.
Wählen Sie dazu bitte Ihr Land aus.