INTENSIV-News
Effect of a buffered crystalloid solution vs saline on acute kidney injury among patients in the intensive care unit: The SPLIT randomized clinical trial.
Young P, Bailey M, Beasley R, Henderson S, Mackle D, McArthur C, McGuinness S, Mehrtens J, et al. JAMA 2015; 314:1701-10
Die erste dokumentierte Verabreichung von Salzlösungen zur intravenösen
Flüssigkeitstherapie geht zurück ins Jahr 1831, als so genannte „hoch
oxygenierte Salze“ während der zweiten Cholera-Pandemie verabreicht
wurden und zu einer signifikanten Reduktion der Sterblichkeit
beigetragen haben (Awad S, Clin Nutr 2008; 27:179).
Obwohl mit
diesen frühen Lösungen in der Zusammensetzung kaum vergleichbar, gilt
isotones Kochsalz nach wie vor als die am häufigsten verwendete
Infusionslösung zur Volumentherapie. Weltweit werden davon täglich mehr
als eine Million Liter an Patienten verabreicht, was vermutlich auf die
niedrigen Kosten, die hohe Stabilität und die leichte Verfügbarkeit
dieser Lösung zurückzuführen ist. Zudem wurde isotones Kochsalz in
einigen großen, kontrollierten Studien untersucht (Finfer S, N Engl J
Med 2004; 350:2247; Myburgh JA, N Engl J Med 2012; 367:1901).
Obwohl
0,9%ige Kochsalzlösung eine Natriumkonzentration aufweist, die
annähernd dem Natriumgehalt und somit der Osmolarität im freien
Wasserkompartiment des Blutes entspricht (daher wird diese Lösung auch
als isoton bezeichnet), kann sie keineswegs als physiologisch angesehen
werden. Isotones Kochsalz hat im Vergleich zum normalen Plasma eine viel
zu hohe Chloridkonzentration. Tierexperimente und kleinere
Interventionsstudien zeigen, dass die Verabreichung größerer Volumina
(> 2 Liter/h) von isotonem Kochsalz zu einer hyperchlorämischen
Azidose (Potura E, Anesth Analg 2015; 120:123) und einer transienten
Verminderung der Nierenperfusion führt (Chowdhury, AH Ann Surg 2012;
256:18).
Größere Observationsstudien (Shaw AD, Ann Surg 2012;
255:821; Raghunathan K, Crit Care Med 2014; 42:1585; Yunos NM, Jama
2012; 308:1566) und eine Metaanalyse (Krajewski ML, Br J Surg 2015;
102:24) weisen überdies auf eine Assoziation von isotonen
Kochsalzinfusionen mit einem erhöhten Risiko von akuter Nierenschädigung
(AKI), Nierenersatztherapie (RRT) und sogar erhöhter Sterblichkeit hin.
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