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Presseinformation Vantive Health Germany GmbH

11. Juni 2025

 

33. Erfurter Dialysefachtagung:

Heimdialyse und Telemedizin: Perspektiven für die Nierenersatztherapie

Die Herausforderungen in der Nierenersatztherapie wachsen: Einer steigenden Zahl dialysepflichtiger Patient*innen steht ein zunehmender Mangel an Pflegekräften gegenüber. Zukunftsfähige Therapiestrategien sind demnach mehr denn je gefragt und standen auch im Zentrum eines Symposiums des Unternehmens Vantive Health (ehem. Baxter Kidney Care) auf der 33. Erfurter Dialysefachtagung.

Eine Säule dafür ist das Heimverfahren der Peritonealdialyse (PD), das den Referent*innen zufolge nachhaltig dazu beitragen kann, bestmögliche gesundheitliche Ergebnisse für die Patient*innen zu erreichen und die Dialysezentren zu entlasten. Eine weitere tragende Rolle kommt der telemedizinischen Versorgung zu.

Unterschleißheim, 22. Mai 2025
– Die Zeichen in der Versorgung dialysepflichtiger Menschen stehen auf Veränderung: Mit der Einführung von drei neuen Pauschalen setzt die Gesundheitspolitik seit Beginn des Jahres gezielte Impulse, um die Quote der Heimdialyse zu erhöhen.1 So soll der drohenden Versorgungslücke entgegengewirkt werden, vor der Nephrolog*innen und Dialysezentren schon lange warnen. Die neue Förderfinanzierung verbirgt sich hinter den GOP-Ziffern 40845 und 40846 und kann für Patient*innen, die erstmalig auf ein Heimdialyseverfahren eingestellt werden, 1 Jahr lang abgerechnet werden.1 Ein zeitlich unbegrenzter Zuschlag zu den Kostenpauschalen für die kontinuierliche zyklische PD/automatisierte PD (APD) wurde mit den Zusatzziffern 40841 und 40842 ebenfalls neu aufgenommen.2

Vorteile der PD nutzen und aktuellen Herausforderungen begegnen

Fest steht, dass Dialysezentren bereits heute mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert sind, die sich zukünftig absehbar noch verschärfen werden. Die Prävalenz für chronische Nierenkrankheiten liegt hierzulande bei rund 10 %3; Schätzungen zufolge könnten diese aufgrund der demografischen Entwicklung bis zum Jahr 2040 zu den 5 häufigsten Ursachen für verlorene Lebensjahre zählen.4 Gleichzeitig fehlt immer mehr Pflegepersonal, der Mangel an Fachkräften könnte bis zum Jahr 2030 bis auf 500.000 Personen anwachsen.5 „Angesichts dieser Entwicklungen muss sich in der Versorgung unserer Patient*innen dringend etwas ändern“, betonte Dr. Mustafa Bačinović, Nephrologe, Internist und Teilhaber eines Dialysezentrums in Rotenburg a. d. Wümme. Dazu könne nicht zuletzt die PD als Heimdialyseverfahren entscheidend beitragen: „Mit der PD haben wir ein Verfahren an der Hand, das den Pflegekräftemangel zumindest teilweise kompensieren kann – unter anderem dank eines deutlich günstigeren Personalschlüssels im Vergleich zur Hämodialyse (HD) im Zentrum.“ Als weiteren Vorteil der Heimdialyse nannte er die Kosten, die bei verschiedenen Nierenersatztherapien anfallen, und verwies auf eine Auswertung des Instituts für Gesundheitsökonomie (IfG). Diese zeigt bei der PD im Vergleich zur Zentrums-HD ein erhebliches Einsparpotenzial, vor allem bei Transporten und Produktionsverlusten. Auch Sprit-, Strom- und Wasserkosten seien demnach erheblich geringer und hätten zusätzlich auch eine bedeutende ökologische Komponente.6 Ausgehend von einer – medizinisch realistischen – PD-Quote von 30 %7 könnte sich die Ersparnis für das Gesundheitswesen Bačinović zufolge auf bis zu eine halbe Milliarde Euro belaufen.

Nicht zuletzt sprechen auch aus medizinischer Sicht gute Gründe für die PD: Die Überlebensraten der Patient*innen sind bei der PD und HD vergleichbar, was den Stellenwert des Heimverfahrens untermauert.8 Gleichzeitig kann die PD mit einem geringeren Infektionsrisiko und einer höheren Lebensqualität einhergehen.9

PD bis heute stark unterrepräsentiert
Diesen Vorteilen steht ein nach wie vor nur geringer Anteil an dialysepflichtigen Patient*innen gegenüber, die eine PD zuhause durchführen: Dieser liegt deutschlandweit bei lediglich 6 %.10 „Obwohl das Verfahren der PD schon seit den 1940er Jahren bekannt ist, ist es auch 80 Jahre später noch nicht in der Versorgungsrealität in Deutschland angekommen“, fasste Bačinović zusammen. Im Dialysezentrum in Rotenburg a. d. Wümme entspricht diese Zahl indes nicht mehr der Realität und liegt heute bei über 36 %. „Wir treffen die Entscheidung für und mit allen Patient*innen individuell – Kriterien wie eine Altersgrenze ergeben aus unserer Sicht wenig Sinn, wenn die Person motiviert, fit und in der Lage ist, die PD durchzuführen“, so Bačinović. Sein Wunsch: Dass dieser Anteil auch an anderen Zentren weiterwächst, um gesundheitliche, ökonomische und ökologische Vorteile zu verbinden.

Chancen durch Digitalisierung nutzen
Welche Möglichkeiten gibt es, um die PD zusätzlich zu stärken und zu unterstützen? Dieser Frage widmete sich Dr. med. Urike Krahé-Schwedes, Fachärztin für Nephrologie, Notärztin und Hypertensiologin am Nierenzentrum Westerwald, und präsentierte digitale Angebote und Telemedizin als eine mögliche Lösung. Am Beispiel der mobilen App MyPD, in Verbindung mit der cloudbasierten Plattform Sharesource, erläuterte Krahé-Schwedes, wie dies in der Praxis aussehen kann. Patient:innen, die auf eine APD oder auf eine kontinuierliche ambulante PD (CAPD) eingestellt sind, nutzen die App, um selbst einen besseren Überblick über den Verlauf ihrer Behandlung zu erhalten. Sie können ihre Vitaldaten (z. B. Gewicht, Blutdruck, Puls) entweder manuell eingeben oder über Bluetooth von verbundenen Geräten abrufen, Fotos hochladen, Verordnungen einsehen und werden über Änderungen in der App informiert. Durch das Remote Patient Monitoring (RPM) über das Sharesource-Portal sind sie dabei mit ihrem Behandlungsteam in Kontakt und können ihre Daten mit diesem teilen. „Analoge Unterlagen sind heutzutage nicht mehr zeitgemäß – das Handy ist jedoch immer dabei. Wir setzen deswegen verstärkt auf dieses Tool und können so auch losgelöst von den Sprechzeiten für unsere Patient*innen da sein“, so Krahé-Schwedes.

„Mehr Nähe, mehr Nutzen und mehr Sicherheit“
Anhand von Videos ihrer Patient*innen demonstrierte Krahé-Schwedes, wie einfach und intuitiv die Nutzung der MyPD-App ist – eine Einschätzung, die auch von Pflegekräften bestätigt wurde. Das RPM kann dabei mit zahlreichen Vorteilen einhergehen:11 Für die Zentren ermöglicht es schnellere, datengestützte Behandlungsentscheidungen sowie rasche Interventionen bei potenziellen Komplikationen. Dies kann sowohl die Therapiequalität als auch die Adhärenz positiv beeinflussen.11,12 Die Patient*innen erhalten durch das Konzept eine höhere Eigenverantwortung und ein besseres Verständnis für ihre Therapie, was den Weg zu einer Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit dem Behandlungsteam ebnet.13 Für das RPM konnte eine verlängerte Time-on-Therapy und eine um 55 % geringere Abbruchrate der Behandlung gezeigt werden.14,15 Zudem mussten die RPM-Patient*innen seltener hospitalisiert werden.16 „Die Zahlen sprechen für sich und bestätigen, was wir in der Praxis sehen: Die App ist im Alltag praktikabel und gut handhabbar: Dadurch gewinnen unsere Patient*innen Selbstsicherheit und sind bestmöglich versorgt“, betonte Krahé-Schwedes. Ihr Fazit: „Das Remote Patient Monitoring bedeutet mehr Nähe, mehr Sicherheit und mehr Möglichkeiten. Mithilfe digitaler Anwendungen können wir zukunftsfähige und nachhaltige Perspektiven für die Nierenersatztherapie schaffen.“

1 Ärzte Zeitung online: https://www.aerztezeitung.de/Wirtschaft/Bewertungsausschuss-beschliesst-Foerderfinanzierung-der-Heimdialyse-455134.html. Letzter Abruf: Mai 2025.
2 Kassenärztliche Vereinigung Hessen (KVH). Online unter: 
https://www.kvhessen.de/fileadmin/user_upload/kvhessen/Mitglieder/Abrechnung_Honorar/EBM-AENDERUNGEN_01012025_Beschluss_Heimdialysen.pdf. Letzter Abruf: Mai 2025.
3 DEGAM Leitlinie S3: Versorgung von Patienten mit chronischer nicht-dialysepflichtiger Nierenerkrankung 2019. 
Online unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/053-048. Letzter Abruf: Mai 2025.
4 Foreman KJ et al. Lancet. 2018;392(10159):2052-2090.
5 Bertelsmann Stiftung: Themenreport „Pflege 2030“. Online unter: 
https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/BSt/Publikationen/GrauePublikationen/GP_Themenreport_Pflege_2030.pdf. Letzter Abruf: Mai 2025.
6 Dialyse zuhause und im Zentrum: Welcher Therapiemix kann in Zeiten von Ressourcenknappheit die Versorgung sicherstellen?“, Vortrag Prof. Dr. Günter Neubauer (Instituts für Gesundheitsökonomie  [IfG], Pressebriefing Baxter Deutschland GmbH, 28.10.2022
7 Robinski M. Nephrol Dial Transplant 2017; 32: 315-324.
8 Chuasuwan A et al. Health Qual Life Outcomes. 2020;18:191.
9 Liu L et al. BMC Nephrol. 2023;24(1):313.
10 Gemeinsamer Bundesausschuss. Jahresbericht 2019 zur Qualität der Dialyse. Im Internet: www.g-ba.de; Letzter Abruf: Mai 2025.
11 Milan Manani S et al. Nephron. 2019;142(1):1-9.
12 Yeter HH et al. Cardiorenal Med. 2020;10(3):198-208
13 Walker RC et al. Perit Dial Int. 2020;40(6):540-547.
14 Sanabria M et al. Int J Nephrol. 2022:8646775.
15 Corzo L et al. Perit Dial Int. 2022;42(3):288-296.
16 Chaudhuri S et al. Kidney360. 2020;1(3):191-202.

Über Vantive
Vantive ist ein Unternehmen mit Fokus auf die Behandlung von lebenswichtigen Organen, welches sich zum Ziel gesetzt hat, Leben zu verlängern und Möglichkeiten zu erweitern und dies sowohl für Betroffene als auch Behandlungsteams weltweit. Seit 70 Jahren steht unser Team dabei für beständige Innovationen bei der Behandlung von Nierenerkrankungen. Heute interagieren Patient*innen in mehr als 100 Ländern weltweit täglich über 1 Million Mal mit den Beschäftigten, Produkten und Dienstleistungen von Vantive. Auf dieser Grundlage stärken wir weiter unser Engagement, die Dialyse durch digitale Lösungen und moderne Dienstleistungen zu verbessern und blicken zudem über die
Behandlung von Nierenerkrankungen hinaus, um die Behandlung aller lebenswichtigen Organe zu transformieren.

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