11. November 2025
Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat ihre Empfehlung zur Impfung gegen Herpes Zoster (HZ) angepasst. Die Indikations-Impfempfehlung umfasst nun Personen ab 18 Jahren mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge einer angeborenen bzw. erworbenen, insbesondere einer iatrogenen Immundefizienz oder infolge schwerer Ausprägung einer chronischen Grunderkrankung. Dazu zählen beispielsweise insbesondere Patienten mit bzw. nach hämatopetischer Stammzelltransplantion (HSZT), solider Organtransplantation, malignen neoplastischen Krankheiten, HIV-Infektion, Rheumatoider Arthritis, chronisch obstruktive Lungenerkrankung oder Asthma bronchiale, chronischer Niereninsuffizienz oder Diabetes mellitus.1 Durch die Erweiterung der Indikationsempfehlung auf Patienten 18-49 Jahren wurde gleichzeitig die Empfehlung für Patienten mit erhöhtem Risiko für Herpes Zoster auf 18-59 Jahre vereinheitlicht. Weiterhin gilt die STIKO-Empfehlung für die HZ-Impfung als Standardimpfung für alle Erwachsenen ab 60 Jahren.2
Auf die Empfehlung der STIKO folgt nun der mehrmonatige Prozess bis zur Aufnahme in die Schutzimpfungs-Richtlinie. Mit der Veröffentlichung im Bundesanzeiger würde die Impfung bei Patienten ab 18 Jahren mit Immundefizienz oder schweren Ausprägungen einer Grunderkrankung eine allgemeine Pflichtleistung für alle gesetzlichen Krankenkassen.
Bedeutung der Verbesserung der Impfraten gegen HZ in allen empfohlenen Gruppen
„Dank der Erweiterung der Empfehlung auf den gefährdeten Personenkreis ab 18 Jahren werden künftig noch mehr Menschen von einem Impfschutz gegen Gürtelrose profitieren können“, erklärt Dr. Kai Richter, VP & Medical Head bei GSK Deutschland. „Die aktuell niedrigen Impfraten selbst bei den bisher schon empfohlenen Altersgruppen – nur 3,2 % der anspruchsberechtigten Patienten im Alter von 50 bis 59 Jahren mit Grunderkrankungen und etwa 20 % der Personen ab 60 Jahren3 – zeigen allerdings, dass es großen Handlungsbedarf gibt.“ GSK unterstützt vollumfänglich die Bemühungen zur Verbesserung des öffentlichen Bewusstseins und zur Steigerung der Impfraten, da eine präventionsorientierte Gesundheitsstrategie eine nachhaltige Investition in die langfristige Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland darstellt. Schätzungsweise generiert jeder Euro, der für Impfprogramme von Erwachsenen gegen Herpes Zoster, Influenza, Pneumokokken und RSV ausgegeben wird, einen gesellschaftlichen Nutzen im Wert von 19 Euro.4
Über Herpes zoster
Herpes zoster ist eine schwere Erkrankung, die oftmals mit schmerzhaften und langanhaltenden Komplikationen verbunden ist, u.a. in bis zu 30% der Fälle einer Post-Zoster-Neuralgie mit über Monate anhaltenden Nervenschmerzen.5 Auch ohne eine Grunderkrankung sind aufgrund der einsetzenden Immunoseneszenz Menschen ab ca. 60 Jahren verstärkt gefährdet – denn mehr als 95 % tragen das auslösende Varizella-Zoster-Virus in sich,6 jede dritte Person wird im Laufe ihres Lebens an HZ erkranken.7
Das Vorliegen einer oder mehrerer chronischer Erkrankungen sind Risikofaktoren für das Auftreten von Herpes zoster und einen schweren Verlauf.8,9,10 Sowohl die chronische Grunderkrankung selbst als auch deren Therapie – etwa durch immunsuppressive oder immunmodulierende Medikamente – können die Funktion des Immunsystems beeinträchtigen. Auf der anderen Seite kann eine HZ-Erkrankung den Verlauf der chronischen Grunderkrankung negativ beeinflussen.11 Die Erweiterung der Impfempfehlung trägt dazu bei, diese besonders vulnerablen Patientengruppen vor einer zusätzlichen Belastung durch HZ zu bewahren.
Über den Impfstoff gegen Herpes zoster
Der adjuvantierte Totimpfstoff ist indiziert zur Vorbeugung von HZ und postzosterischer Neuralgie (PZN) bei Erwachsenen im Alter von 50 Jahren und älter sowie bei Erwachsenen im Alter von 18 Jahren und älter mit erhöhtem Risiko für HZ.12 Die umfassende Studienlage einschließlich Langzeit-Follow-up zeigt ein gutes Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil sowie eine mindestens über 11 Jahre anhaltend hohe Wirksamkeit des Impfstoffs.13,14,15 Die Wirksamkeit und die Verträglichkeit sind auch bei Personen mit Autoimmunerkrankungen belegt.16, 17,18,19
Die Aktualisierung der STIKO-Empfehlung für die HZ-Impfung umfasst im Detail:
Personen im Alter von ≥ 18 Jahren mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge einer angeborenen bzw. erworbenen, insbesondere einer iatrogenen Immundefizienz oder infolge schwerer Ausprägungen einer chronischen Grunderkrankung, z.B. Personen mit bzw. nach:
▶ Hämatopetischer Stammzelltransplantion (HSZT)
▶ Zellbasierten Therapien
▶ Solider Organtransplantation
▶ Immunsuppressiver Medikation
(z.B. Rituximab, Januskinase-(JAK-)Inhibitoren, Anifrolumab [Typ I Interferon-Rezeptorblocker], zytostatischer Chemotherapie)
▶ Malignen neoplastischen Krankheiten
▶ HIV-Infektion
▶ Rheumatoider Arthritis
▶ Systemischem Lupus erythematodes
▶ Chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen
▶ Chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen (COPD) oder Asthma bronchiale
▶ Chronischer Niereninsuffizienz
▶ Diabetes mellitus
Leichte oder unkomplizierte bzw. medikamentös gut kontrollierte Formen chronischer Grunderkrankungen bei Personen zwischen 18 und 59 Jahren sind nach Einschätzung der STIKO nicht mit einem deutlich erhöhten HZ-Risiko verknüpft und daher nicht von der Empfehlung umfasst.
*Info: Gendergerechte Sprache: Dieser Text schließt prinzipiell alle Geschlechter mit ein. Zur besseren Lesbarkeit wird jedoch nur eine Geschlechtsform verwendet.
Referenzen
1 Epid Bull 45/25.
2 Epid Bull 50718.
3 RKI. VacMap. Herpes zoster (Q1/2025). Arbeitsmappe: VacMap https://public.data.rki.de/t/public/views/VacMap/Erw_Maindashboard?%3Aembed=y&%3Atabs=n
4 Socio-Economic Value of Adult Immunisation Programmes - OHE
5 Harpaz R et al. MMWR Recomm Rep 2008; 57: 1-40.
6 Wutzler et al. 2001; Vaccine 20: 121-124.
7 Hillebrand K, Bricout H, Schulze-Rath R, Schink T, Garbe E. Incidence of herpes zoster and its complications in Germany, 2005-2009. J Infect. 2015 Feb;70(2):178-86. doi: 10.1016/j.jinf.2014.08.018. Epub 2014 Sep 16. PMID: 25230396.
8 Batram M et al. Burden of Herpes Zoster in adult patients with underlying conditions: analysis of German claims data, 2007–2018. Dermatol Ther (Heidelb). 2021; doi:10.1007/s13555-021-00535-7.
9 Forbes HJ et al. Quantification of risk factors for postherpetic neuralgia in herpes zoster patients: a cohort study. Neurology. 2016;87(1):94–102. doi:10.1212/WNL.0000000000002808
10 Nadir, Yasemin, and Hüseyin Arslan. "Risk Factors for Postherpetic Neuralgia in Immunocompetent Patients." Southern Clinics of Istanbul Eurasia 34.3
11 Huang C-T et al. The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, Volume 107, Issue 2, February 2022, Pages 586–597, https://doi.org/10.1210/clinem/dgab675.
12 Fachinformation Shingrix, aktueller Stand
13 Lal, H., et al., Efficacy of an adjuvanted herpes zoster subunit vaccine in older adults. N Engl J Med. 2015. 372(22): p. 2087-96
14 Cunningham, A.L., et al., Efficacy of the Herpes Zoster Subunit Vaccine in Adults 70 Years of Age or Older. N Engl J Med. 2016. 375(11): p. 1019-32.
15 Strezova A, et al. Final analysis of the ZOE-LTFU trial to 11 years postvaccination: efficacy of the adjuvanted recombinant zoster. Lancet 2025;83; doi: 10.1016/j.eclinm.2025.103241.
16 Constenla D et al. IDWeek 2024; Los Angeles, Kalifornien, USA. Abstract 1820232.
17 Rayens E et al. IDWeek 2024; Los Angeles, Kalifornien, USA. Abstract 1812961.
18 Kluberg S et al. ACR 2024; Washington, DC. USA. Abstract 1857445.
19 Leung J et al. Arthritis Rheumatol. 2022; 74: 1833–1841.

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