06. Oktober 2025
Hamburg, 6.10.2025 – Auf den DGK Herztagen 2025 präsentierte AstraZeneca neue Erkenntnisse der InspeCKD-Studie. Diese untersucht das Screening auf die chronische Nierenkrankheit (CKD) in der hausärztlichen Praxis und den Transfer evidenzbasierter Leitlinien in den Praxisalltag.1 Es zeigt sich: Zwar gibt es leichte Fortschritte in Diagnostik und Therapie, aber das Management bleibt weiterhin hinter dem Bedarf zurück.1,2
Prof. Dr. Thorsten Feldkamp, Facharzt für Innere Medizin und Nephrologie aus Rendsburg-Eckernförde und Vorsitzender des Landesverbandes des BDI in Schleswig-Holstein, erläuterte die InspeCKD-Studie, die elektronische Gesundheitsdaten zur Versorgung von CKD-Risikopatient:innen in der hausärztlichen Praxis auswertete; mit 448.837 Patient:innen im ersten (06/2021-06/2023) und 577.281 Patient:innen im aktuellen Datenschnitt (01/2023-12/2024). Berücksichtigt wurden Menschen mit erhöhtem CKD-Risiko mit Hypertonie (HTN), Typ-2-Diabetes (T2D) oder kardiovaskulären Erkrankungen wie Herzinsuffizienz (HF). Die Kollektive beider Zeiträume waren weitgehend vergleichbar.1,2 „Die InspeCKD-Studie liefert uns wertvolle Einblicke in die Versorgungssituation und ermöglicht es, die Versorgungsqualität in den essenziellen Patient:innenkollektiven über zwei vergleichbare Erhebungszeiträume hinweg umfassend zu bewerten“, berichtete Prof. Dr. Feldkamp.
ICD-10-Kodierung: Schlüssel für verbesserte CKD-Versorgung
Dr. Christoph Weber, Internist und niedergelassener Allgemeinmediziner in der Praxis Rheinlanddamm aus Dortmund, präsentierte Versorgungsdaten für das Gesamtkollektiv der CKD-Risikopatient:innen und für die Subgruppen mit HTN und T2D. Die Ergebnisse des Gesamtkollektivs zeigten, dass die CKD-Früherkennung weiter ausgebaut wurde. Die Rate an Testungen auf die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) stieg von 45,5 % auf 50,9 %, und auch die Testungen auf die Urin-Albumin-Kreatinin-Ratio (UACR) nahmen von 0,4 % auf 1,2 % leicht zu. Ähnliche Anstiege sind für die Anwendung vom semiquantitativen Harnstreifentests auf Albuminurie zu verzeichnen, die mittlerweile bei 8,9 %, statt wie zuvor 7,9 %, der CKD-Risikopatient:innen angewendet wurden.1,2
Auch bei der leitliniengerechten Therapie von CKD-Patient:innena waren Verbesserungen zu verzeichnen: Der Anteil der Betroffenen, die die zumeist empfohlene Erstlinientherapie aus Renin-Angiotensin-Aldosteron-System-Inhibitor (RAASi) und Natrium/Glukose-Cotransporter-2-Inhibitor (SGLT2i) erhielten, stieg von 9,9 % auf 18,3 %.1,2,3 Auffällig bleibt jedoch, dass Frauen nach wie vor seltener eine leitliniengerechte Therapie erhielten als Männer (14,6 % vs. 23,4 %). Zudem zeigte sich, dass sich eine offizielle CKD-Kodierung im Gesundheitssystem positiv auf die Versorgung auswirkte, da Menschen mit CKD-Kodierung zu 20,7 % eine leitliniengerechte Therapie erhielten, während es ohne Kodierung nur 16,8 % waren.2 Im ersten Beobachtungszeitraum waren hingegen kaum Unterschiede bei Patient:innen mit und ohne Kodierung bezogen auf die medikamentöse Therapie verzeichnet worden (10,3 % vs. 9,7 %), wonach die CKD-Diagnose keinen Einfluss auf die leitliniengerechte Therapie hatte.2
Bei Menschen mit HTNb zeigte die InspeCKD-Studie ebenfalls Verbesserungen: Die eGFR-Testung erfolgte bei 50,4 % (zuvor 43,4 %), die UACR-Bestimmung bei 1,1 % (vorher 0,3 %) und Harnstreifentests wurden bei 8,2 % (vorher 6,4 %) angewendet.1,2 Der Anteil leitliniengerechter Therapie stieg in dieser Gruppe von 8,8 % auf 18,2 %.2 Vergleichbare Verbesserungen zeigten sich bei Patient:innen mit T2Dc: Hier wurden 60,2 % auf eGFR untersucht (vorher 53,5 %), 3,2 % auf UACR (vorher 0,9 %) und 24,0 % erhielten einen Harnstreifentest (vorher 22,3 %).1,2 Die leitliniengerechte Therapie wurde in dieser Gruppe von 15,5 % auf 25,2 % ausgeweitet.2 „Trotz dieser positiven Entwicklungen besteht weiterhin Optimierungsbedarf, besonders bei der Albuminurie-Diagnostik und der Versorgung von Patient:innen“, betonte Dr. Weber. Er hob hervor, dass die CKD in Deutschland trotz ihrer hohen Prävalenz weiterhin oft unerkannt bleibe. Ein höheres Bewusstsein für die Erkrankung könne einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung von Diagnostik und Therapie leisten.“
Versorgungslücken bei HF-Patient:innen
PD Dr. Christina Paitazoglou, Oberärztin und Leiterin der Heart Failure Unit der kardiologischen Ambulanz am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck, stellte die Versorgungssituation von HF-Patient:innend als CKD-Risikogruppe vor. Die aktuellen Daten zeigen, dass inzwischen 55,2 % der HF-Patient:innen auf die eGFR hin untersucht wurden (vorher 48,5 %). Die UACR-Bestimmung bleibt jedoch mit 1,5 % auf niedrigem Niveau (vorher 0,3 %).1,2 Die leitliniengerechte Therapiea konnte bei CKD-Patient:innen mit HF verbessert werden: 30,6 % erhielten diese, verglichen mit zuvor 14,5 %.2
Die Subanalyse WATCH-HF bewertete die Gesamtkohorte aus dem ersten Datenschnitt der InspeCKD-Studie (448.837 Patient:innen mit erhöhtem Risiko für die CKD, aber auch für die HF) hinsichtlich Screenings und Diagnosestellung der HF. Innerhalb dieser Kohorte standen 54.721 Patient:innen mit tatsächlich dokumentierter HF, durchschnittlich 74 Jahre alt und zu 52,8 % weiblich, im Fokus, um das Management der HF im hausärztlichen Bereich gezielt zu analysieren.4,5 Bei den untersuchten Patient:innen blieb der kardiale Biomarker N-terminales Pro-B-Type Natriuretic Peptide (NT-proBNP) in der Mehrheit der Fälle unbestimmt: Nur 2,1 % der Gesamtkohorte (n = 448.837) erhielten während des gesamten Beobachtungszeitraums eine Messung. Unter den Menschen mit HF (n = 54.721) lag dieser Anteil mit 6,1 % nur unwesentlich höher und lediglich 2,3 % der HF-Patient:innen erhielten eine NT-proBNP-Messung binnen 13 Wochen vor HF-Diagnosestellung.5
Auch in der medikamentösen Therapie zeigte die WATCH-HF-Analyse deutlichen Verbesserungsbedarf auf, gemessen an den Empfehlungen der European Society of Cardiology (ESC).e,6,7 Trotz der bestehenden Leitlinienempfehlung blieb der Anteil der mit SGLT-2i Behandelten mit 17,8 % gering.f Außerdem erhielten 83,7 % derjenigen mit CKD und HF keinen SGLT-2i, obwohl beide Indikationen hierfür indizieren.4 Zudem wurde die leitliniengerechte Therapie nach Diagnosestellung erst verspätet begonnen. Die Einleitung von SGLT-2i dauerte mit im Schnitt 7 Wochen am längsten, die von Diuretika mit 4,8 Wochen durchschnittlich am kürzesten.4
„Es bestehen noch immer erhebliche Diskrepanzen zwischen den Leitlinienempfehlungen und der realen Versorgungspraxis“, hob PD Dr. Paitazoglou hervor. Strukturierte und sektorübergreifende Kooperationen seien notwendig, um die Versorgung und Prognose von Patient:innen mit HF (und CKD) nachhaltig zu verbessern.
a Eine von der Kidney Disease: Improving Global Outcomes (KDIGO) für die meisten Patient:innen empfohlene medikamentöse Ersttherapie aus Renin-Angiotensin-System-Inhibitoren (RASi) und Natrium-Glukose-Cotransporter-2-Inhibitor (SGLT-2i).3
b HTN-Patient:innen: n = 340.076 (erster Datenschnitt) und n = 478.453 (zweiter Datenschnitt).
c T2D-Patient:innen: n = 121.803 (erster Datenschnitt) und n = 176.948 (zweiter Datenschnitt).
d HF-Patient:innen: n = 35.415 (erster Datenschnitt) und n = 53.071 (zweiter Datenschnitt).
e Empfehlungen zur Anwendung von SGLT2i laut ESC bei HFrEF (letztmals 2021), bei HFmrEF/HFpEF (erstmals 2023).6,7
f Weitere Verordnungsanteile: Renin-Angiotensin-Aldosteron-System-Inhibitoren (RAASi) 76,2 %, Betablocker 66,4 %, Diuretika 58,6 %, Mineralokortikoid-Rezeptor-Antagonisten (MRA) 24,0 %, Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitoren (ARNI) 9,2 %.
Referenzen
1. Wanner, C et al. MMW Fortschr Med 2024;166:9–17.
2. InspeCKD – AstraZeneca Inhouse analysis. Data on file. 2025.
3. KDIGO CKD Work Group. Kidney Int 2024;105:S117–314.
4. Waßmann S et al. Versorgungsrealität der chronischen Herzinsuffizienz in der deutschen Primärversorgung: Prävalenz, Diagnostik und leitlinienbasierte Therapie auf Basis von Real-World Daten. Abstract #V621, DGK Herztage 2025, Hamburg. Aufrufbar unter: https://herzmedizin.de/fuer-aerzte-und-fachpersonal/kongresse/dgk-herztage-2025/Programm/herzinsuffizienz/v621.html [Letzter Zugriff: August 2025].
5. Waßmann S. | Abstract Session – Science Box 2: Research Gateway. ESC 2025; Abstract 83875 https://esc365.escardio.org/presentation/303857 (letzter Zugriff: 03.09.2025)
6. McDonagh, TA et al. Eur Heart J 2021;42:3599–726.
7. McDonagh, TA et al. Eur Heart J 2023;44:3627–39.
Über die InspeCKD-Studie
Die InspeCKD-Studie ist eine retrospektive Querschnittsstudie, die darauf abzielt, ein tieferes Verständnis der Versorgungssituation von CKD-Risikopatient:innen in deutschen Hausarztpraxen zu gewinnen. Eingeschlossen wurden erwachsene Patienten ab 18 Jahren, die gemäß der ICD-10-Kodierung an Bluthochdruck und/oder Diabetes mellitus und/oder kardiovaskulären Erkrankungen (einschließlich koronarer Herzkrankheit/Atherosklerose, peripherer arterieller Verschlusskrankheit, Myokardinfarkt, Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen, Schlaganfall) erkrankt waren und über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr (pro Patient) im Studienzeitraum beobachtet wurden.1 In der Studie wurden vollständig anonymisierte, elektronische Daten aus der Routineversorgung von 577.281 Patient:innen aus 1.883 hausärztlichen Praxen über einen durchschnittlichen Behandlungszeitraum von 1,7 Jahren analysiert.2 Die Ergebnisse offenbarten erhebliche Defizite in der Früherkennung und Behandlung von CKD.1,2 Derzeit werden innerhalb der InspeCKD-Studie weitere Untersuchungen durchgeführt, die unter anderem das Geschlechterverhältnis bei CKD-Risikopatient:innen sowie Komorbiditäten, wie das kardiorenale Syndrom, berücksichtigen. Mit der InspeCKD-Studie möchte AstraZeneca in seinem zentralen Therapiebereich der Herz-Kreislauf-, Nieren- und Stoffwechselerkrankungen (Cardiovascular, Renal and Metabolism, CVRM) auf die Zusammenhänge dieser oft miteinander verbundenen Erkrankungen hinweisen und Ansätze für eine verbesserte Früherkennung und leitliniengerechte Therapie der CKD aufzeigen.
AstraZeneca
AstraZeneca (LSE/STO/Nasdaq: AZN) ist ein globales, wissenschaftsorientiertes biopharmazeutisches Unternehmen, das sich auf die Entdeckung, Entwicklung und Vermarktung von verschreibungspflichtigen Medikamenten in den Bereichen Onkologie, seltene Krankheiten und Biopharmazeutika, einschließlich Herz-Kreislauf, Nieren und Stoffwechsel sowie Atemwege und Immunologie, konzentriert. AstraZeneca hat seinen Sitz in Cambridge, Großbritannien, und ist in über 100 Ländern tätig. Die innovativen Arzneimittel des Unternehmens werden von Millionen von Patient:innen weltweit verwendet. Bitte besuchen Sie astrazeneca.de.

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