Themen der aktuellen Ausgaben

 

EGIS:

Eine europäische Initiative für die Erforschung der Immunologie der Sepsis


Die Immunantwort in der Sepsis

Die neue Sepsis-Definition von 2016 stellt die Wirtsantwort und das Organversagen in den Vordergrund der konzeptuellen Sepsis-Betrachtungen. Im Zuge der Wirtsantwort kommt der immunologischen Abwehr des auslösenden Keimes neben der Stressantwort der Parenchyma eine entscheidende Funktion zu. Zugleich wird immer deutlicher, dass die im Zuge einer Sepsis ablaufenden kardiovaskulären, endokrinologischen und metabolischen systemischen Umwälzungen einen weitreichenden Einfluss auf die Funktion des Wirtsimmunsystems haben. Wie diese Einflüsse auf die Immunantwort kurz- und langfristig ausfallen und ob sie im Einzelfall förderlich oder kontraproduktiv (oder beides?) für Krankheitsverlauf und -schwere sind, ist über weite Strecken ungeklärt.

Wie aus diesen Überlegungen hervorgeht, ist es nicht verwunderlich, dass die Rolle der Immunantwort in der Sepsis weiterhin genügend Stoff für kontroverse Diskussionen liefert. Zum einen sind, wie oben angeführt, die Auswirkungen einer Sepsis auf das Immunsystem des Patienten noch immer großteils unergründet und ungeklärt, zum anderen bleibt die genaue Funktion und der Einfluss vieler Immunentitäten auf Verlauf und Ausprägung der Sepsis mysteriös. Beispiel T-Zellen und adaptive Immunität: Obgleich schwere Sepsisverläufe in den allermeisten Fällen mit einer langanhaltenden, oftmals irreversiblen Lymphopenie einhergehen (was die Lymphopenie als Prognosemarker für Verlauf und Schwere septischer Syndrome hoch im Kurs der klinischen Sepsisforschung steigen ließ), ist paradoxerweise die Rolle der T-Zellantwort für den Krankheitsverlauf der Sepsis, vor allem in der Akutphase, obskur und umstritten. Präklinische Studien zu dieser Frage haben auch nicht viel Licht ins Dun­kel bringen können. So ergaben mehrere Studien an T-Zell-losen Mauslinien diametral unterschiedliche Ergebnisse hinsichtlich des Schweregrades und der Ausprägung der Sepsis; einige Studien suggerieren gar, dass T- und B-Lymphozyten keine Rolle für den Ausgang einer polymikrobiellen Sepsis spielen (Bosmann M; Shock 2011; 36:396).

Melden Sie sich an um weiter zu lesen ...

Tags: intensiv-news sepsis infektiologie wirtsimmunsystem sepsis-definition egis-initiative sepsis-immunologie 

© Medicom VerlagsgmbH

 
Medicom

Wir wollen Fachärzte und Pfleger topaktuell und wissenschaftlich fundiert über Studien, fachspezifische Entwicklungen und deren praktische Umsetzung informieren, um sie in ihrer Arbeit und Fortbildung zu unterstützen.

Wählen Sie dazu bitte Ihr Land aus.

  • ÖsterreichÖsterreich
  • ÖsterreichDeutschland
  • ÖsterreichSchweiz
  • ÖsterreichAndere