INTENSIV-News
Es ist nicht einfach, einen Nachruf zum Tod von Luciano Gattinoni zu
schreiben, einem Menschen, der bereits zu Lebzeiten den Status einer
Legende erreicht hat und über den schon viel gesagt und geschrieben
wurde. Sein beruflicher Werdegang, die vielfältigen nationalen und
internationalen Funktionen in Berufsgesellschaften, die er in seinem
Leben innehatte sowie die zahlreichen Ehrungen, die er für sein Wirken
erhalten hat, sprechen ihre eigene Sprache.
Es ist sicher nicht
übertrieben, ihn als eine wahrscheinlich einmalige Lichtgestalt dieses
Jahrhunderts in der noch immer jungen Disziplin Intensivmedizin zu
bezeichnen.
Sein engagiertes, von endloser Neugier getriebenes
wissenschaftliches Arbeiten, sein herausragendes Talent zu lehren und
dabei komplexe physiologische und pathophysiologische Zusammenhänge
einfach und verständlich zu erklären, waren einzigartig und Teil seines
Charismas. Ungeduldige Geduld und Ausdauer waren charakteristisch für
sein Arbeiten. Er unternahm unzählige Versuche und Anstrengungen, um die
richtige Antwort auf eine wissenschaftliche Frage zu finden.
Die
Zeit von 1975 bis 1977 verbrachte er am NIH in Bethesda im Labor seines
damaligen Mentors Ted Kolobow, dessen wiederkehrende gnadenlose Frage
„Do you believe or do you know?“ zu einem unantastbaren Prinzip seines
eigenen Arbeitens wurde. Dabei schien seine Energie endlos und war für
alle, die mit ihm arbeiteten, eine kontinuierliche Herausforderung.
Nicht selten fragte er – wenn nach einem langen Tag alle erschöpft nach
Hause gehen wollten und ein Problem immer noch nicht gelöst war –
ernsthaft und gleichzeitig freundlich, verständnis- und humorvoll „Aber
wie könnt Ihr so heute Nacht schlafen?“
Wenn eine Lösung gefunden
war, blieb er dennoch stets offen für kritische, logische Argumente und
bereit, die gefundene Antwort wieder und wieder in Frage zu stellen und
neu zu überdenken. Das fortwährende, neugierige „Warum“ blieb für ihn
die bestimmende Frage auch für seine eigenen Überlegungen und
Ergebnisse.
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