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Selektive Orale Dekontamination (SOD), selektive Darmdekontamination (SDD) oder orales Chlorhexidin:

Nur bei selektierten Intensivstationen?


Decontamination strategies and bloodstream infections with antibiotic-resistant microorganisms in ventilated patients: A randomized clinical trial.      

Wittekamp BH, Plantinga NL, Cooper BS, Lopez-Contreras J, Coll P, Mancebo J, Wise MP, et al.                       JAMA 2018; 320:2087-2098


Trotz der bisher positiven Datenlage bleibt die Anwendung der Selektiven Darmdekontamination (SDD) oder Selektiven Oralen Dekontamination (SOD) in den deutschsprachigen Ländern eine umstrittene Maßnahme der Infektionsprävention bei Intensivpatienten. Mit großer Spannung wurden daher die Ergebnisse der 2013 begonnenen R-GNOSIS-Studie erwartet (Resistance in Gram-Negative Organisms: Studying Intervention Strategies), die in 13 Intensivstationen in Belgien, Spanien, Portugal, Italien, Slowenien und England durchgeführt wurde.
Denn soviel war klar: Bei niedriger Prävalenz multiresistenter Erreger (wie in den Niederlanden) verbessert die Anwendung der SDD oder SOD die Überlebensraten für intubierte/tracheotomierte Intensivpatienten signifikant.

Vier randomisierte, prospektive Studien, davon drei aus den Niederlanden (de Jonge E, Lancet 2003; 362:1011; de la Cal MA, Ann Surg 2005; 241:424; de Smet AM, New Engl J Med 2009; 360:20) und eine aus Deutschland (Krueger WA, Am J Respir Crit Care Med 2002; 166:1029) hatten den Überlebensvorteil bei Anwendung von SDD-Regimen gezeigt, welche aus der oralen und gastralen Gabe von nicht-resorbierbaren Antibiotika, sowie einer geplant 4-tägigen i.v.-Antibiotikaprophylaxe bestanden.

Eine der Studien (de Smet AM, New Engl J Med 2009; 360:20) belegte den Überlebensvorteil auch für das vereinfachte Schema der SOD, wo die nicht-resorbierbaren Antibiotika (Colistin, ein Aminoglycosid und ein Antimykotikum) 4x täglich ausschließlich oral gegeben werden, ohne zusätzliche gastrale Gabe und ohne intravenöse Prophylaxe wie bei SDD. Die Ergebnisse werden durch Metaanalysen (Price R; Brit Med J 2014; 348:g2197) bestätigt und zeigen zusammengenommen, dass die Letalität von Patienten, die mehr als 48 Stunden beatmet werden, durch SDD absolut um 3% gesenkt werden kann, was einer relativen Letalitätssenkung von mehr als 10% entspricht.

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Tags: intensiv-news gastroenterologie darmdekontamination sod sdd chlorhexidin 

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