28. Februar 2022
Frankfurt am Main, Februar 2022. Die hepatische Enzephalopathie (HE) zählt zu den
häufigsten und schwerwiegenden Komplikationen der Leberzirrhose. Die Therapie
konzentriert sich neben der Identifikation und Beseitigung von auslösenden Faktoren auf
eine Reduktion der Ammoniakbelastung zur Verbesserung der HE-Symptomatik. Dabei gibt
es zwei unterschiedliche therapeutische Ansätze. Lactulose oder schwer resorbierbare
Antibiotika (z. B. Rifaximin) verringern die enterale Resorption von Ammoniak. L-Ornithin-
L-Aspartat (LOLA, Hepa-Merz®) aktiviert hingegen die systemische Entgiftung von
Ammoniak über das duale Wirkprinzip der Stimulation von Harnstoff- und
Glutaminsynthese in der Leber.1 Zahlreiche Studien belegen die Wirksamkeit von LOLA in
der Monotherapie2 oder in Kombination mit Lactulose.3 In einer aktuellen randomisierten
placebokontrollierten Doppelblindstudie wurde nun erstmalig die Wirkung einer
kombinierten Gabe von LOLA i.v. mit Lactulose und Rifaximin bei Patienten mit
Leberzirrhose und HE Grad III–IV untersucht.4 In der Studie konnte durch die Therapie mit
LOLA i.v. sowohl eine signifikante Verbesserung des HE-Schweregrade als auch eine
signifikante Senkung des NH3-Spiegels und der Entzündungsmarker IL-6 und TFN-α sowie
eine signifikante Reduktion der Mortalität nachgewiesen werden.
Bei der hepatischen Enzephalopathie handelt es sich um eine Funktionsstörung des zentralen
Nervensystems, die durch neurologisch-psychiatrische Auffälligkeiten gekennzeichnet ist und als
Komplikation der Leberzirrhose bekannt ist. Hierbei wird aufgrund der stark eingeschränkten
Leberfunktion das neurotoxische Ammoniak (NH3) nur unzureichend eliminiert. Diese
Hyperammonämie führt schließlich zur Ausbildung eines Hirnödems und den damit
einhergehenden kognitiven Defiziten, die von subklinischen Erscheinungen (minimale HE) bis zum
hepatischen Koma (Grad IV nach West-Haven) reichen. Für die Behandlung der hepatischen
Enzephalopathie sind verschiedene Substanzen zugelassen, deren Wirkung auf unterschiedlichen
pharmakologischen Mechanismen und Wirkorten beruht. So wirken Laxanzien wie das
synthetische Disaccharid Lactulose oder schwer resorbierbare Antibiotika (z. B. Rifaximin) im
Darm. Als leberspezifischer Therapieansatz ist L-Ornithin-L-Aspartat (Hepa-Merz®) das einzige
zugelassene HE-Medikament, welches den neurotoxischen Ammoniak über die duale Wirkweise in der Leber entgiftet. L-Ornithin-L-Aspartat stimuliert die Harnstoff- und Glutaminsynthese1 und
senkt über diesen dualen Wirkmechanismus nachweisbar die Blutammoniakspiegel.2 Die
Wirksamkeit von L-Ornithin-L-Aspartat ist umfassend für die orale (Granulat) und parenterale Gabe
(Infusionslösungskonzentrat) sowohl in der Monotherapie als auch in der Kombination mit
Lactulose belegt.2,3 Nun liegen mit einer neuen Studie, welche von Jain et al.4 im Journal
„Hepatology“ publiziert worden ist, erstmals auch Daten zur Wirksamkeit von L-Ornithin-L-Aspartat
(Hepa-Merz®) in einer Kombinationstherapie mit Lactulose und Rifaximin vor.
L-Ornithin-L-Aspartat verbessert das klinische Bild und die Prognose der hepatischen
Enzephalopathie
In dieser randomisierten placebokontrollierten Doppelblindstudie wurde bei 140 Patienten (18–70
Jahre) mit Leberzirrhose und HE (Grad III–IV) die Wirksamkeit von LOLA i.v. untersucht. Die
Patienten der Kombinationsgruppe (n=70) erhielten über 5 Tage LOLA i.v. (30g (6x5g/d), Lactulose
und Rifaximin, die Patienten der Kontrollgruppe (n=70) die Vergleichstherapie (Lactulose und
Rifaximin) plus Placebo. Die Gabe von LOLA i.v. führte zu signifikanten Verbesserungen des
klinischen Bildes: 92,5 Prozent aller Patienten in der Versuchsgruppe (vs. 66 % der Kontrollgruppe)
zeigten nach fünf Tagen entweder eine Verbesserung der HE um mindestens zwei Schweregrade
oder ein vollständiges Abklingen. Auch die Zeit bis zur Genesung wurde durch die Gabe von LOLA
signifikant reduziert (2,70±0,46 Tage vs. 3,00±0,87 Tage bei Placebo).4 Neben einer Verbesserung
der Symptomatik konnte durch die LOLA-Infusionen auch die Mortalität signifikant gesenkt werden:
In der Verumgruppe verstarben innerhalb von 28 Tagen signifikant weniger Patienten (16,4 % vs.
41,8 %; p=0,001), und die mittlere Überlebensrate war höher als in der Vergleichsgruppe (p=0,001).
Darüber hinaus wurden auch positive Effekte auf labormedizinische Parameter beobachtet: LOLA
senkte nicht nur die Blutammoniakspiegel (Tag 5: 47,57±8,68 vs. 62,73±14,90 μmol/L, p<0,001),
sondern auch Entzündungsmarker wie Interleukin-6 und Tumor-Nekrose-Faktor-α konnten
signifikant gesenkt werden (p<0,05).4
Fazit: Die Therapie mit LOLA i.v. (Hepa-Merz®) ist in der Behandlung der akuten HE als
Monotherapie und in Kombination nachweislich signifikant wirksam. Die Verbesserung des HE-
Schweregrads sowie die Effekte auf inflammatorische Parameter beruhen auf der einzigartigen,
leberspezifischen Wirkweise der systemischen Ammoniakentgiftung von L-Ornithin-L-Aspartat.
1 Kircheis G et al. Therapeutic efficacy of L-ornithine-L-aspartate infusions in patients with cirrhosis and hepatic encephalopathy: results
of a placebo-controlled, double-blind study. Hepatology 1997; 25: 1351–1360.
2 Butterworth R et al. Efficacy of L-Ornithine L-Aspartate for the Treatment of Hepatic Encephalopathy and Hyperammonemia in Cirrhosis:
Systematic Review and Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials. J Clin Exp Hepatol 2018; 8 (3): 301–313.
3 Sidhu S et al. L-ornithine L-aspartate in bouts of overt hepatic encephalopathy. Hepatology 2018; 67 (2): 700–710.
4 Jain A et al. L-ornithine L-aspartate in acute treatment of severe hepatic encephalopathy: A double-blind randomized controlled trial.
Hepatology 2021; doi: 10.1002/hep.32255.
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