MERCY: Kontinuierliche versus intermittierende Applikation von Meropenem bei kritisch kranken Patienten mit Sepsis

Ziel einer adäquaten Antibiotikatherapie ist es, das Outcome zu verbessern und gleichzeitig die Entwicklung von multiresistenten Erregern unter Therapie zu verhindern (Shappell CN; JAMA 2023; online June 16).

Um in der empirischen Antibiotikatherapie bei unbekanntem Erreger ein möglichst weites Spektrum potentieller Keime sicher zu erfassen, werden Breitspektrumantibiotika in möglichst effektiven Konzentrationen am Wirkort benötigt. Besonders bei b-Lactam-Antibiotika, die eine zeitabhängige Abtötungskinetik aufweisen, kommt es im Rahmen der Sepsis allerdings zu erheblichen Veränderungen der Pharmakokinetik (Roberts JA; Lancet Infect Dis 2014; 14:498, Brinkmann A; Med Klin Intensivmed Notfmed 2018; 113:82).

Um den optimalen bakteriziden Effekt zu entfalten, werden PK/PD-­Zielwerte von mindestens 40-70 (100)% fT > MHK (minimale Hemmstoffkonzentration) gefordert (Craig WA; Clin Infect Dis 1998; 26:1). Die PK/PD-­Zielwerte werden immer wieder kritisch in der Lite­ratur diskutiert und auch Zielwerte von 100% fT ≥4-10-fachen der MHK gefordert. Für diese Zielwerte gibt es allerdings aktuell weder experimentelle noch klinische Evidenz (Berry AV; Front Pharmacol 2022; 13:833189).

Bei den hydrophilen b-Lactam-Antibiotika mit einer kurzen Halbwertzeit (1-2 Std.), wie z. B. Meropenem und Piperacillin, kommt es bei intermittierender Gabe jedoch bereits innerhalb der ersten Hälfte des Dosierungsintervalls zu einem relevanten Abfall der Wirkstoffkonzentration. Eine prolongierte, über 3-4 Stunden oder kontinuierlich Applikation über 24 Stunden, kann vor allem beim kritisch kranken Patienten helfen, die PK/PD-Zielwerte zu optimieren und eine Unterdosierung zu vermeiden (Roberts JA; Lancet Infect Dis 2014; 14:498, Brinkmann A; Med Klin Intensivmed Notfmed 2018; 113:82).