INTENSIV-News
Effect of heart rate control with esmolol on hemodynamic and
clinical outcomes in patients with septic shock: A randomized clinical
trial.
Morelli A, Ertmer C, Westphal M, et al. JAMA 2013; 310:1683-91
Eine lebensbedrohliche Erkrankung, und dabei insbesondere eine Sepsis,
ist mit einer ausgeprägten Aktivierung sämtlicher neuroendokriner
Stressachsen, allen voran des sympathikoadrenergen Systems, verbunden.
Diese akute Stressantwort ist, wie erstmals von Walter Bradford Cannon
beschrieben (Cannon WB Appleton, NY 1915), kurzfristig physiologisch
sinnvoll, weil es adrenerg-vermittelte Veränderungen wie
Bronchodilatation, Vasokonstriktion, Tachykardie und Erhöhung des
Herzzeitvolumens erlauben, auf akute Stressoren (z. B. Gefahr, Blutung)
zu reagieren.
Analog zu einer Überaktivierung des Immunsystems
[systemisch inflammatorisches Response-Syndroms (SIRS)] kann eine
überschießende und insbesondere prolongierte adrenerge Stressantwort
ebenso zu negativen Auswirkungen führen. In vielen Fällen, wie zum
Beispiel beim septischen Schock, wird das sympathikoadrenerge
Stressniveau durch die exogene Zufuhr von Katecholaminen (z. B.
Noradrenalin und/oder Dobutamin) intensiviert.
Potentiell
unerwünschte Wirkungen, die aus einer solchen adrenergen Überstimulation
resultieren, sind vielfältig und können nahezu jedes Organsystem
betreffen (Lunge: Lungenödem, pulmonalarterielle Hypertonie; Gerinnung:
Hyperkoagulabilität, Thrombusformation; Magen-Darm-Trakt:
Hypoperfusion, Paralyse; endokrine Organe: verminderte Sekretion von
Prolaktin, Schilddrüsen- und Wachstumshormonen; Metabolik: Erhöhung des
zellulären Energieverbrauches, Hyperglykämie, Katabolie, Lipolyse,
Hyperlaktatämie, Elektrolytstörungen; Knochenmark: Anämie; Skelettmuskulatur: Apoptose, Myolyse) (Dünser M; J Intensive Care Med 2009;
24:293). Am klinisch relevantesten für den kritisch kranken Patienten
scheinen die negativen Auswirkungen auf das Herz und Immunsystem zu sein
(Abbildung).
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