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Dexmedetomidin:

Nutzen widerlegt oder Indikation geschärft? Die SPICE III Studie


Early sedation with dexmedetomidine in critically ill patients. 

Shehabi Y, Howe BD, Bellomo R, Arabi YM, Bailey M, Bass FE, Bin Kadiman S, McArthur CJ, et al.       N Engl J Med 2019; 380:2506-2517


Dexmedetomidin: Ein theoretischer Überblick

Der Alpha-2-Rezeptor ist ein präsy­naptischer Rezeptor des adrenergen Systems und kommt ubiquitär vor. Durch die Bindung von Agonisten wird die reziproke Hemmung des adrenergen Systems vermittelt. Dies macht man sich seit etwa den 1960er und 1970er Jahren zur Therapie der arteriellen Hypertonie mit beispielsweise Clonidin zunutze (Putnam PP; Heart Lung 1976; 5:457). Der sedierende Effekt wurde vor allem als Nebenwirkung beobachtet.

Dexmedetomidin ist das rechtsdrehende Enantiomer des Medetomidins aus der Substanzgruppe der Imidazole und ein hochspezifischer und selektiver Alpha-2-Adrenorezeptor Agonist (A2A), der erst seit 2011 verfügbar ist. Er entfaltet seine Wirkung an allen drei Typen des Alpha-2-Rezeptors (A, B, C), was ein charakteristisches Wirkprofil bedingt (MacDonald E; Trends Pharmacol Sci 1997; 18:211). Die Wirkung von Dexmedetomidin ist nicht auf das ZNS beschränkt, sondern erstreckt sich auf verschiedene Organsysteme, wie z. B. die Niere, wo es klinisch im perioperativen Setting nephroprotektive Eigenschaften besitzt (Liu Y; BMC Anesthesiol 2018; 18:7, Liu Y; Life Sci 2019; e-pub). Vertrieben wird es hingegen als Sedativum und somit steht die ZNS-Wirkung wissenschaftlich im Fokus.

Im Gegensatz zu GABAergen Sedativa, wie beispielsweise Propofol und Benzodiazepinen, die hauptsächlich kortikal wirken, entfaltet sich die Wirkung von Dexmedetomidin im Pons, genauer im Bereich des vornehmlich noradrenergen Nucleus coeruleus Komplexes (Samuels ER; Curr Neuropharmacol 2008; 6:254). Der Nucleus coeruleus projiziert in fast alle Hirnregionen und ist ein Teil des aufsteigenden, retikulären, aktivierenden Systems (ARAS). Funktionell führt eine Hemmung in diesem Bereich also zu einer verminderten Aktivierung der Großhirnrinde und damit einer ­Bewusstseinsalteration.

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Tags: intensiv-news anästhesiologie sedierung spice iii-studie dexmedetomidin 

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