Vorsicht Abstract-Leser: Ist das 1-Stunden-Sepsis-Bündel wirklich ohne Wirkung?

Evidenzbasierte Maßnahmenpakete, sogenannte „Sepsis-Bündel“ (Sepsis bundles), bilden seit der ersten Veröffentlichung der Surviving Sepsis Campaign (SSC) im Jahr 2004 einen integralen Bestandteil der sepsisbezogenen Therapieempfehlungen (Dellinger RP; Crit Care Med 2004; 32:858). Diese Bündel stellen eine systematische Zusammenstellung von evidenzbasierten Interventionen dar, die darauf abzielen, die Mortalität von Patienten mit Sepsis oder septischem Schock durch eine schnelle und zielgerichtete Behandlung signifikant zu senken. Die Implementierung dieser Maßnahmen hat sich im klinischen Alltag als wirksames Mittel erwiesen, um die Prognose von Patienten mit Sepsis und septischem Schock zu verbessern.

Im Jahr 2018 wurde ein neues, hochpriorisiertes „1-Stunden-Bündel“ eingeführt, welches das bisherige 3-Stunden- und 6-Stunden-Bündel ersetzt (Levy MM; Intensive Care Med 2018; 44:925). Die zentralen Maßnahmen des 1-Stunden-Bündels beinhalten unter anderem die sofortige Messung des Laktatspiegels, die Blutkulturentnahme vor der Gabe von Breitbandantibiotika, die rasche Verabreichung von Breitbandantibiotika sowie die frühzeitige Volumentherapie und, falls notwendig, die Anwendung von Vasopressoren.

Diese Maßnahmen müssen binnen­ ­einer Stunde nach der ­Sepsisdiagnose eingeleitet werden, um die Überlebenschancen der Patienten zu erhöhen. Ziel dieser Neustrukturierung war es, das Bewusstsein für die Dringlichkeit der Diagnose und der Sepsisbehandlung zu schärfen und die Umsetzung der lebensrettenden Interventionen innerhalb eines engeren Zeitrahmens ­sicherzustellen.